Nieten "nachziehen" bei ungleichmäßigem Halt ?

Begonnen von axel, 04. Mai 2011, 12:55:32

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

axel

Moin

ich habe bei zweien meiner alten Schätzchen ein kleines Problem mit der Vernietung der Griffschalen:

In geschlossenem Zustand ist das Messer sehr stramm im Griff drin - es geht gerade noch, aber bei stärkerer Fixierung würde ich befürchten, dass auf die Schalen zuviel Druck ausgeübt wird.

In offenen Zustand (Messer gerade, z.B. fürs ledern) ist das Messer aber relativ lose, so dass das Abziehen auf dem Leder etwas unkomfortabel ist.

Nun meine Frage an die Experten hier :) :

Kann ich da überhaupt mit "Nachklopfen" der Nieten was erreichen ? Oder welche Taktik ist sonst die beste hierfür ?

Vielen Dank, viele Grüße,
       -Axel-

redmatze

Als erstes würde ich die Niet im geöffneten Zustand des Messer noch ein bisschen bearbeiten.Vorsichtig uff die Niet kloppen!
Der Mund des Menschen, ist oft gefährlicher
als der Rachen eines Tigers.

Kirk


Rigeback

Das bringt nichts mehr mit dem drauf kloppen,eher platzt der Griff dabei noch. Das Erlloch ist warscheinlich größer als der Niet und deswegen ist das so. Habe das bei einigen Messer auch schon gehabt,da hilft eigentlich nur eine Buchse aus Messingrohr oder Plastik in das Erlloch oder einen dickeren Niet verwenden. Dazu musst Du aber das Messer zerlegen,neue Bohrungen ins Heft und eine Buchse einsetzen wenn das geht. Oft ist es so das die Erlbohrung ein so blödes Maß hat ,das ein Messingröhrchen von 2,0 mm dort nicht rein geht. Bohren im Erl ist auch nicht möglich ohne spezial Bohrer,weil der Stahl sehr hart ist. Also nicht versuchen,die Gefahr das es an der Stelle bricht ist recht groß.Wenn Du das Messer bei der Rasur gut halten kannst,lass es so. Außerdem schadet langsames ledern nicht ,denn macht man es wenigsten vernünftig.
Gruß
Dieter

redmatze

Ihre Theorie in Ehren Herr Rigeback, aber ich würde erstmal die abgespeckte Version versuchen, bevor ich das Teil auseinander nehme. Bei mir hat es meistens geklappt.
Der Mund des Menschen, ist oft gefährlicher
als der Rachen eines Tigers.

Rigeback

Nee redmatze bei mir eben nicht ! Ich würde es so lassen,das geht auch so mit ledern. Versuchen kann er es ja,nur wenn das Heft erst im Ar...h ist,muss er ein neues machen.

redmatze

Der Mund des Menschen, ist oft gefährlicher
als der Rachen eines Tigers.

epsp

@redmatze: sehr hilfreich  ;D

Würde es auch eher so wie Dieter sehen, vor allem wenn du schon sagst, dass du denkst das die Schalen nicht mehr Spannung aushalten werden. Da hilfts auch nicht die im geöffneten Zustand zu eng zu klopfen und dann beim zudrehen das Heft zu spalten :P
Habe kürzlich gelesen, dass man auch ganz gut mit Epoxi das Erlloch verschließen und dann darin neu ausbohren können soll.
Das ist vlt einfacher als auf nächstes Übermaß zu bohren, oder entsprechende Hülsen zu finden.
Ansonsten: SO schwer is neu vernieten auch nich, das schaff sogar ich ;)
Ich hab zwar nicht den großen Plan, aber fester klopfen tät ich das nicht!

Gruß
Malte

Iltis

#8
1. Frage (wundert mich das keine Anderen die gestellt hat) Aus was sind die Schalen? wenn sie aus Zelluloid oder ein ähnlich frühen Kunststoff sind, ist die Gefahr, das sie brechen höher, als wenn sie aus Knochen oder Horn sind.

Die von Rigeback beschriebene Ursache für "unregelmässige Halt" stimmt nur zum Teil - Hauptgrund für diese ärgerliche Zustand ist ein "Fehlkonstruktion" am Messer - die Flächen der Erl laufen im seltensten Fall parallel zueinander, sondern verjungen sich zum Angel hin. Es ist dann kein Wunder, wenn man versucht diese trapezoide Form zwischen zwei (idealerweise) parallele Schalenhälften zu vernieten, das es nicht ganz klappt wie man es haben möchte. Dagegen ist kein Kraut gewachsen - wenn man das Messer zerlegt und neuvernietet, kann man zwischen Erl und  Schalen Unterlegscheiben legen, das gleicht der  Spielraum aus, aber richtig stramm kriegt man die Schalen nicht mehr. Redmatzes Vorschlag ist das was ich i.d.R. auch mache - mit etwas Gefühl geht das schon.

Ich finde, die beste Lösung zu das Problem "zu grosses Erlloch" ist tatsächlich das Loch mit Epoxidharz zu füllen, und neu "auf Nietenmaß" zu bohren - ein weiteren Problem das beim Neuvernieten auftaucht, ist das der Nietstift sich in das Erlloch verstaucht; wenn es dafür kein Spiel vorhanden ist, geht das ganze etwas leichter.

Ich hoffe, das hilft.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

axel

Vielen Dank in die Runde für die zahlreichen Antworten.

Die Griffschalen sind aus einem schwarzen Kunststoff.

Das Messer sitzt in geschlossenem Zustand und auch in halboffenem ("Rasierstellung") recht stramm in den Schalen, von daher ist es für den Gebrauch kein Problem - es "eiert" halt ein wenig beim Ledern. Ein echtes Problem ist das nicht, nervt halt nur.

Ich habe mir das Messer heute morgen nochmal genauer angesehen - ich denke, dass Iltis/Malte da in der Fehleranalyse am dichtesten dran ist :)

Also lass ich es erstmal so, bis ich mal Zeit habe, mich mit der Nieterei und dem Schalenaustausch zu beschäftigen.

Vielen Dank nochmal,
          -Axel-

Rigeback

@Ilits : Tim das ist natürlich auch richtig mit den ungleichen oder zu viel verjüngten Bereich am Erl bzw. Angel . Bei meinen Messern kommt aber eben noch das zu große Loch hinzu (Messer lässt sich 1,0 mm link-rechts im Heft ziehen) . Beim zuklappen und in der Rasierstellung sehr stramm,nur in der horizontalen Stellung hat es beim ledern eben zu viel Spiel. Das ist aber wirklich kein "Beinbruch" ,man kann denn halt nur nicht so schnell das Messer abziehen .
@ Axel: genau so machst es denn mal,wenn Zeit dafür ist.Welche Variante Du dann wählst ist dann Dir überlassen.
Gruß
Dieter

harrykoeln

#11
Das Thema ist aktuell, seit Rasiermesserklingen in Heften vernietet werden.
Die Vernietung erfolgt durch reine Kaltverformung und unter möglichst geringem Kraftaufwand. Geringer Kraftaufwand deshalb, weil weder der 1,5-2mm starke Niet krumm gekloppt werden, noch das unter Umständen sehr empfindliche Heftmaterial Schaden nehmen soll. Von daher müssen die Materialen entsprechend gewählt sein, für Nieten kommt meist Messing oder Neusilber zum Einsatz.
Im Heft muss die Klinge sicher halten und sollte mittig laufen und zumindest beim Schließen so zwischen den Schalen landen, das sie nicht ins Material donnert.
Meist sehen wir uns dem Problem gegenüber, das die Klinge so leichtläufig im Heft sitzt, das sie einfach unkontrolliert zufallen kann. Das ist ganz schlecht, denn a) wackelt sie dann idR auch auf dem Leder wie ein Lämmerschwanz, aber b), was auch viel schlimmer ist, üble Schnittverletzungen sind so gut wie vorprogrammiert und glaubt mir, da kann ich mich ganz blutig zu äußern...
Wenn ich nun einen solchen "Wackelkandidaten" habe, schaue ich mir erst einmal die ganze Situation an. Niet-, und Heftmaterial, läuft die Klinge geradeaus oder schlabbert sie im Heft, kann ich Aussagen zum Zustand des Niets machen, ist er krumm oder vermeintlich gerade, hats Scheiben zwischen Klinge und Heft. So, diese Infos.
Meist muss ein Heft 'nur' nachgenietet werden. Amboß als Unterlage raus, Hammer an den langen Arm und Jeu. Aber vorsicht! Nehmt keinen Vorschlaghammer. Ich hab nen 50g Hammer für (Nach)Nietarbeiten, nen 100g Mottek zur Erstvernietung. Schwerer Nix Gutt. Der Amboß (ein Stahl-Türstopper, oder ein Schraubstock oder auch ein anderer (Vorschlag)Hammer oder Fäustel) ist die schwere Unterlage, auf der ich arbeite. Ein dünnes Lochblech um den Nietkopf herum, schont das Heftmaterial.
Wie feste haue ich?
Die einzelnen Schläge auf dem Nietkopf muss ich LOCKER, und jeden einzelnen(!) auf dem Daumennagel abkönnen, ohne den Wunsch zu verspüren, in spontane, urschreitherapeutische Lautäußerungen verfallen zu müssen. Auch beim Nachnieten können das gut und gerne 50-100 Schläge werden, lieber viel viel öfter und leichter, als fester.
Wo haue ich.
Wenn ich von oben auf des Messers Rücken gucke, Angel zum Körper und das Messer läuft beim Schließen nach rechts, bekommt der linke Kopf des Erlniets Kloppe, läufts nach links, der rechte Nietkopp. Ists mittig, teil ich es auf, immer 10 links, 10 rechts. Und das alles auf dem etwa 90°-120° geöffneten Messer.
Wie lange haue ich?
1) (MUSS) so lange, bis es nicht mehr von alleine zuläuft .
2) (KANN) es sollte jeden Öffnungswinkel von alleine halten.
Ich kontrolliere den Lauf etwa alle 20 Schläge.
Das hat bislang bei mir in 99% der Fälle gereicht. Manchmal muss Mann aber auch tricksen. Natürlich kann ich die Löcher mit Epoxy zumachen, neu bohren und das Messer neu vernieten. Wenn ich es eh aufmachen muss, dann mach ich es auch richtig. Epoxyharze sind da wundervolle Helferleins, Rokediet hat das toll erklärt.
Aber manchmal hilft da auch schon ein Tropfen Sekundenkleber. So hab ich schon einige Nieten und Hefte von alten Schätzchen retten können. Von oben (Messer halten wie beschrieben) einen Tropfen zwischen Heft und Klinge und kurz vor dem finalen fest werden auf und zu machen. So erhält Mann quasi eine Cyanacrylat-Unterlegscheibe und das Heft läuft um einiges strammer. Unter Umständen brauchts der mehrmaligen Wiederholung, aber immer noch besser, als nen alten Niet kaputt zu machen oder ein Heft beim öffnen zu beschädigen. Probierts mit alten Hündchen aus, passieren kann da nicht viel. Es ist einfacher als Mann glaubt, sehr effektiv und billig.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

feldgeist

Klasse Harry bzw. Rokediet, den Hinweis mit dem Kleber muss ich überlesen haben. Jetzt kann ich mir viel Arbeit sparen, habe ein Messer (vom Erstversuch einer Beschalung) bei dem sich der Nietkopf beim "nachziehen" ins Heft gezogen hat. Und das obwohl ich mich an die Daumen-Regel gehalten habe. Ich denke bei einer zu großen Erlbohrung kann der Niet leicht krumm werden.

Pepe

Zitat von: harrykoeln am 05. Mai 2011, 11:07:42
Das Thema ist aktuell, seit Rasiermesserklingen in Heften vernietet werden.  dh:

Aber manchmal hilft da auch schon ein Tropfen Sekundenkleber. So hab ich schon einige Nieten und Hefte von alten Schätzchen retten können. Von oben (Messer halten wie beschrieben) einen Tropfen zwischen Heft und Klinge und kurz vor dem finalen fest werden auf und zu machen. So erhält Mann quasi eine Cyanacrylat-Unterlegscheibe und das Heft läuft um einiges strammer. Unter Umständen brauchts der mehrmaligen Wiederholung, aber immer noch besser, als nen alten Niet kaputt zu machen oder ein Heft beim öffnen zu beschädigen. Probierts mit alten Hündchen aus, passieren kann da nicht viel. Es ist einfacher als Mann glaubt, sehr effektiv und billig.

Sehr schöne / gute Beschreibung  dh:
Mit der Sekundenkleber-Methode habe ich auch schon so einige Schätzchen vor dem Neuvernieten gerettet. Das funktioniert wunderbar. Aber wie Harry schon schreibt:  EINEN Tropfen !!! Lieber den Vorgang ein paarmal wiederholen, als beim ersten Mal sofort das komplette Heft mitsamt Klinge zu verkleben  8)

harrykoeln

Zitat von: Pepe am 05. Mai 2011, 11:40:24
.... EINEN Tropfen !!! ...
Da hast Du recht, das kann nicht deutlich genug hervorgehoben werden!
Lieber öfter mit weniger. Wie beim Nieten.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)