Japanischer Naturschleifstein Suita Kro Renge Toishi aus Kyoto

Begonnen von kimeter, 19. Januar 2014, 17:34:29

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kimeter

Wie schon in dem Thread:Zeigt her Eure Steine erwähnt mache ich hier einen eigenen Thread zu dem Suita Kro Renge auf. Hier nochmal die Beschreibung und Bilder:

Suita Kro Renge Toishi Naturschleifstein aus Kyoto, Körnung etwa "6000-7000"  Größe ca. 180 x 66 x 41 mm, Gewicht ca 1172g.

Laut Beschreibung aus dem Online Shop handelt es sich hier um einen "sehr harter Naturschleifstein mit exzellentem Schleifeffekt für alle Klingen, z.B. jap. Schwert, Shobu, Hobel, Rasiermesser sowie beidseitige Klingen. Besonders für karbonhaltige Edelstähle, z.B. Gingami3, VG 10, R2 - PM-Stahl und Karbonstahl -- Schatzkammerstein extrem höherer Schleifqualität - Top-Qualität!"

Das große Bild zeigt den Suita im Auslieferungszustand. Der Suita wurde anschließend mit einer DMT Platte abgerichtet. Zum Schluss habe ich noch die Kanten gefast und die Ecken verrundet.



                   
              

Mit dem Ergebnis war ich aber nicht zufrieden! Die neu geplante Schicht hatte harte Einschlüsse und Unregelmäßigkeiten ("weichere" Stellen und leichte Schichtrisse) auf der Oberfläche.   :o  Siehe folgende Bilder:

                                  

Ist ja nicht mein erster Naturstein, also keine "Panik" bekommen und nochmal rauf auf die DMT-Platten. Nach dem erneuten abrichten ist die Oberfläche homogen. So weit - so gut. Der Suita ist schnell! Kratzer auf der Oberfläche werden rasch entfernt. Das nächste Bild zeigt die Facette eines kleinen Windmühlenmesser Mini-Yatagan. Das "Test-Messer" wurde vorher auf einen groben Naturstein Amakusa Toishi (Körnung ca. "600 bis 800") geschoben und hatte dadurch zahlreiche Schärfspuren auf der Facette. 

Auch ohne den Stein vorher anzureiben, erzeugte der Suita sofort jede Menge Schärfschlamm.

Tolles Schleifgefühl.  :)
Nach ca. 2 bis 3 Minuten auf dem Stein sieht die Facette deutlich verändert aus:


So, das war es erstmal. Später folgen noch weitere Berichte und Bilder.

-Andreas










aleister

Tolle Bilder der Facette ,nach der kurzen Zeit!Sage ich mal(Laie).Was kostet so einer ca? ;)

weichbart

Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, dann ist die Welt erklärt. (Mark Twain)

kimeter

Zitat von: aleister am 19. Januar 2014, 18:29:52
Was kostet so einer ca? ;)

Suita Steine sind für ihre "Schnelligkeit" bekannt. Begehrte Steine kommen zum Beispiel aus der Okudo oder Ohira Mine. Ich zitiere hier einen hervorragenden Beitrag von lesslemming aus dem Thread: Zeigt her eure Steine:
[...]Daneben gibt es die Schicht Suita der Ohira-Miene. Suita ist eine Schicht die häufig viele kleine Löcher (Su) aufweist.
Diese Su können fatale Folgen für das Schärfen haben, wenn die Qualität des Steines nicht 100%ig ist. Ist die Qualität allerdings gegeben,
so beschleunigen die Su den Schärfvorgang ungemein!
Es gibt allerdings auch Steine aus dieser Schicht, die keine Löchlein aufweisen. Diese Eigenschaft nennt man dann Sunashi (Ohne Su).
Ohiras aus der Suita Schicht ohne Su sind meist sehr dicht und hart und auch extrem fein. Solche Ohira eignen sich natürlich besonders für Rasiermesser.
[...]

Mein Suita kostete 310,- Euro, dabei ist das noch einer der preiswerteren Suitas. Je nach Farbe, optischer Erscheinung, Größe und Mine steigen die Preise von 1000,- bis zu 2300,- Euro. Ganz außergewöhnliche Steine sind noch mal deutlich teurer...


-Andreas

kimeter

Eine besondere Eigenschaft hat der Suita Kro Renge. Der erzeugte Schleifschlamm färbte leider die Facette des Wacker Forumsmesser 2008 innerhalb weniger Augenblicke "braun/schwarz".

          


Das hatte ich noch bei keinem meiner Schärfsteine erlebt. Warum? Ich habe keine Ahnung. Wer hat eine Erklärung?

-Andreas

doorsch

#5
Sieht nach Oxidation/Korrosion aus...mhhh....reaktion mit Inhaltsstoffen die beim Schleifen freiwerden (Säurenkorossion?)...Faktoren zur Beschleuningung der Rostbildung können auch freigewordene Salze sein, möglicherweise könnte es Sinn machen mal mit einem PH Stäbchen den Schleifschlamm zu prüfen....Bin kein Chemiker, aber einfach mal so als Idee...

@Andreas: was heißt wenige Augenblicke ? Sekunden ? Wenn ja scheint der Schlamm außerst agrresiv mit diesem Metall / oder allen Metallen (?) zu reagieren...

wernerscc

@kimeter,
das ist ja bitter. Der Niederschlag lässt sich doch hoffentlich mit Ballistol etc. wieder entfernen, oder?
Was lange währt wird endlich gut!

lotse

Das ist eine ungünstige Verbindung von Stahl und Stein. Ich würde mal ein anderes Messer aus Kohlenstoffstahl(Küchenmesser o.ä.) ausprobieren und sehen, ob das auch dort auftritt.
Ich hatte einen nicht ganz so drastischen Verfärbeeffekt mal bei einem Red Head von Wacker. Da verfärbte sich die Klinge dunkelblaugrau. Aber nicht ganz so heftig. Der benutzte Stein war allerdings ein Naniwa Workstone 1000.
Viele japanische Natursteine sind vulkanischen Urprungs. Schwefelverbindungen sind also nicht auszuschließen.

BastlWastl


Hier mal ein Link zu einem "ähnlichen" Thema aus dem SRP.

http://straightrazorplace.com/hones/75360-japanese-naturals-finishing-question-4.html

Mir ist schon öfter aufgefallen dass gerade Wacker Messer (insbesondere das 8/8tel Handgeschmiedete) etwas mehr zu Rost neigen als andere aus "Normalstahl" (Silberstahl).

Ich habe jetzt ein gutes Stündchen nach einem alten Thread (ich glaub der war im Messerforum) gesucht, in dem es um die Politur von Härtelinien ging.
Ein Spezialist hat gemutmaßt dass die Steine die die Japaner zur Politur von Schwertern benützen von der Ph Neutralität weit entfernt sind, und so die Politur erleichtern. Zur Erklärung:
Um einen Hamon (Härteline) bzw. ein Damastmuster oder die Mittellage einer SanMai Klinge (Dreilagenklinge) herauszupolieren gibt es verschiedene Ansätze.
Die Japaner verlassen sich natürlich nur auf eine bestimmte auf den Stahl des Schwertes/Messers abfolge von speziellen Natursteinen.
Wir Europäer benützen meist Säure, oder Basische Flüssigkeiten + Schleifpapier.
Die Amerikaner haben eine Hybrid Technik entwickelt, mit Kunststeinen oder Schleifpapier und Säure und dann noch Japanischie Uchigimori Steine.

Ich denke Kimeters Stein hat einen im hohen + Bereich der Skala einzuordnenden Ph Wert. (also über 7  o))

Wenn ich mal wieder in der kalten Werkstatt bin kann ich mal versuchen euch das mit Fotos zu zeigen.

Solche leichten Säure etc. Attacken kann man wie bei einem Küchenmesser dass nach der ersten Zwiebel anläuft gleich wieder mit einem feuchten Lappen mit etwas Spülmittel eliminieren, ist also wenn man es schnell genug bemerkt kein Drama.
Im späteren Stadium sollte man einen sehr feinen Putzstein verwenden (gab es mal im Japanmessershop), und du als guter Kunde Andreas hast da bestimmt noch ein Päckchen rumfliegen, damit sollte es Rückstandsfrei entfernt werden können (die Verfärbung nicht das Messer) ;D

Und wie schon gesagt falls du Angst um deine Messer hast mit diesem "toxischen" Stein, ich wüsste wen der ihn dir Kostengünstig entsorgt o).

Mfg.Wastl.


redmatze

Mir fallen grad die Augen aus der Höhle  :o .

Das ist ja sehr  ärgerlich mit dem Messer!
Der Mund des Menschen, ist oft gefährlicher
als der Rachen eines Tigers.

kimeter

Ich danke Euch für die Erklärungen!

@doorsch
ich habe die Färbung nach max. 1-2 Minuten gesehen. An einem anderen Küchen Testmesser zeigte sich etwas Färbung schon nach wenigen Sekunden. Den PH Wert werde ich testen - danke für den Tip!

@wernerscc
leider lässt sich die Färbung nicht mit Ballistol oder dergleichen entfernen. Ich werde eine andere Lösung finden müssen um die Facette wieder zu reinigen.


@lotse
auch an einem kleinen Windmühlenmesser Mini-Yatagan zeigte sich die Färbung.

@BastlWastl
Du hast mir ja schon per PM eine Nachricht gesendet. Danke das Du hier nochmal die Zeilen postest  dh:
Nein, nein  - ich werde den Stein nicht abgeben.  ;D

@redmatze
das ist wirklich ärgerlich mit dem schönen Wacker Forumsmesser 2008! Aber so merkwürdig sich das jetzt vielleicht anhört, diese "Überraschungen" sind ja auch ein Teil dessen was mich an Natursteinen fasziniert. Meine Erkenntnis aus dieser Erfahrung: NIE wieder ein gut erhaltenes Rasiermesser über einen Naturstein zu schieben ohne den Stein vorher mit einem Testmesser zu testen.

-Andreas


ChrisK

Zitat von: kimeter am 21. Januar 2014, 21:40:45leider lässt sich die Färbung nicht mit Ballistol oder dergleichen entfernen. Ich werde eine andere Lösung finden müssen um die Facette wieder zu reinigen.
Wäre "NEVR-DULL" ggf. ein Versuch wert? Schon echt schade um das gute Stück.

doorsch

Danke für die vielen Interessanten Rückmeldungen und deine Ausführungen BastlWastl...

Interessant (trotz des Ärgernisses) ist das das Metall so schnell darauf reagiert und vorallem so stark (so habe ich es interpretiert) das sich diese oxidation nicht so einfach wieder entfernen lässt...solch eine starke reaktion hatte ich nur einmal bei einem Golddollar welches ich nass nach dem Schleifen liegengelassen habe am nächsten Tag waren dann die Rostspuren zu sehen...


@andreas: gute idee mit dem Testmesser....

Klar den Stein würde ich auch nicht abgeben, aber was machst Du wenn das bei allen Stählen/Messern so auftritt ?

Würde die blaue Unipol Paste mal ausprobieren, einreiben, kurz einwirken lassen und abreiben...das schlimmste was pasieren kann ist das man die Facette mit Papier/Tuch auch etwas bearbeiten muss und das Messer wieder auf die Steine/Leder sollte, aber das kannst Du ja und genug andere Steine hast Du ja auch :-)

Nachtrag: natürlich die Paste nicht auf der Ätzung anwenden....

Koraat

Da Andreas mich ersucht hat auch ein paar Worte zu den Verfärbungen zu schreiben, hier mal meine Gedanken zu dem Thema:

Der Stein hat definitiv Pyriteinschlüsse, somit enthält er schonmal Schwefel. Dieser ist noch dazu gerne mit Phosphor vergesellschaftet. Somit wäre z.B. Phosphorsäure ein Verdächtiger (färbt Stahl sehr stark)
Möglich wäre auch, dass der Stein irgendwelche Salze enthält die ebenfalls korrosionsfördernd sein können.
Verhindern wird sich der Effekt wohl leider nicht lassen.

Zum Entfernen der Flecken würde ich zu Micromesh Pads raten. Wobei ich jetzt nicht weiß ob der Schriftzug geätzt oder gelasert bzw. nur eingebrannt ist? Je nachdem könnte er unter der Behandlung leiden. 

beste Grüße,
Ulrik

kimeter

#14
Der Schriftzug wurde damals  - als Wunschoption -geätzt. Die Ätzung scheint recht tief zu sein. Ballistol und Kamelienöl brachten kein Erfolg. Gestern Abend habe ich versucht mit Renaissance Micro-Crystalline Wax Polish die Facette zu reinigen - ebenfalls ohne eine Verbesserung. Erst mit Elsterglanz löste sich die Färbung;

   

und die "rostige" Schicht ist jetzt größtenteils entfernt. Damit bin ich erst mal zufrieden - wahrscheinlich belasse ich es auch dabei.
Die Tips mit Micromesh Pads, NEVR-DULL und blaue Unipol Paste behalte ich aber im Hinterkopf.

-Andreas