Hautarzt zur Rasur befragt

Begonnen von Onkel Hannes, 18. April 2012, 17:17:40

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tintin1

Zitat von: AndreasTV am 20. April 2012, 19:59:47

Lange Rede - kurzer Sinn: Nicht zu-viel "Buhai" um das Einseifen machen ;) und Weniger ist auch Hier oft Mehr ;).


Da stimme ich voll zu.

Zitat von: AndreasTV am 20. April 2012, 19:59:47

Ach ja: "Mehr Heiss" ist ergo nicht wirklich vonnöten zur Rasur - im Gegenteil schadet Das der Haut da sie unnötig ausgelaugt wird und dann bei Vielen ein ansonsten eher unnötiges Nachpflegen erfordern dürfte (Was wieder andere "Problemchen" - je nach Produkt usw.) nach sich ziehen könnte.


Dem Irrglauben hing ich am Anfang auch an. Nach dem Motto das chem. Reaktionen (hier das Einweichen) bei 10 C mehr doppelt so schnell ablaufen. Aber für die Haut ist das nichts mehr ...

Deckt sich auch mit den Berichten hier, dass das volle Programm gut ist, aber für einige auch schon zu viel sein kann.

Danke für die "Analyse".

Gruß

Lars

Kai

Zitat von: Standlinie am 18. April 2012, 18:17:43
...Für sie ist die Rasur soviel wert wie das Blatt Toilettenpapier, dass sie zum Abwischen oder Abputzen einer bestimmten Körperstelle verwenden. Einfach nur lästig ......  :P
Schon mal was von Wasser gehört?!?!!

AndreasTV

Zitat von: tintin1 am 21. April 2012, 16:50:10
...
Dem Irrglauben hing ich am Anfang auch an. Nach dem Motto das chem. Reaktionen (hier das Einweichen) bei 10 C mehr doppelt so schnell ablaufen. Aber für die Haut ist das nichts mehr ...
...
Danke für die "Analyse".
...

Hallo :).
Danke nicht mir sondern meinem Dermatologen welcher den Zirkus tatsächlich mitgemacht hat ;).

Beim "Wasser nicht so heiß" war / ist kein "Irrglauben" im Spiel und auch nicht der oft - ja auch von Dir - wieder-gegebene Umstand der angeblich erhöhten Alkalizität bei Seife + heißerem Wasser Pate gewesen ;) = Mit / Bei der Alkalizität verhält Es sich in engen Grenzen nämlich genau Anders herum.

Zu heißes Wasser geht halt einfach "zu Schnell2 in die obere Hautschicht und dadurch wird die Haut einfach vermehrt ausgelaugt ;).

Aber von mir aus können Andere ruhig - so wie ich Selbst Es lang genug auch gemacht habe - derart heißes Wasser nutzen zur Rasur das der Bart fast von Allein das weite sucht  :D.

Das muss ja nicht zwingend sofort negative Auswirkungen haben oder auch gar keine - aber hinterher kann Es zu Spät sein ...

MfG

Andreas

Onkel Hannes

#18
Jetzt hatte ich endlich mal Gelegenheit, bei einem gemeinsamen Essen im Biergarten den Vater eines meiner besten Freunde zum Thema zu befragen, einen Dermatologen in Pension.

Kurz zusammengefaßt fiel das sehr allgemein verlaufene Gespräch eher ernüchternd aus, und bestätigt -wenn auch etwas ausführlicher- das, was mir der erste Dermatologe (siehe oben) bereits erklärt hat. Ich versuche das ganze mal aus dem Stegreif in eigenen Worten wiederzugeben.

Der Haut sei es im wesentlichen egal, welche Klinge nun ein Haar mehr oder weniger unmittelbar an der Oberfläche abschneide, und ob diese Klinge elektrisch oder von Hand angetrieben sei, ob sie rotiere, vibriere oder gezogen werde - solange sie die Haut selbst nicht abhoble. Tut sie das doch, ist die Folge eine Reizung, eine Entzündung, oder im Extremfall eben ein Schnitt. Dazu komme gegebenenfalls noch eine erhöhte Infektionsgefahr, wenn Keime in soeben aufgeschnittene Haarfollikel eindrängen.

Aus dieser Sicht seien vermeintlich die Elektrorasierer mit den rotierenden Klingen am unbedenklichsten, einfach weil eine dickere Schutzschicht zwischen Klinge und Haut liege. Daher sei die Rasur aber auch zunächst unbefriedigend, was zusammen mit einer übertriebenen Erwartungshaltung an das Rasurergebnis zum zweiten vermutlichen Hauptfehler führen könne: zuviel Druck, egal mit was. Idealerweise gleite eine möglichst scharfe Klinge vollkommen ohne Druck im richtigen Winkel genau an der gestrafften Hautoberfläche entlang, ohne auch nur eine minimale Welle vor sich her zu schieben.

Rasurbrand sei vereinfacht gesagt nichts anderes als eine Entzündung, eine Dermatitis, die man zum Beispiel genauso bekomme, wenn man sich bei Schnupfen dauernd schneuze. Und genau was man bei einer rot leuchtenden Schnupfennase tue, nämlich eine lindernde Creme verwenden und hoffen, daß man sich die nächste Zeit möglichst wenig schneuzen müsse, sei auch das Richtige bei Rasurbrand: Pflegecreme, und der Haut Zeit geben, sich zu erholen.

Die Diskussion um gute und schlechte Inhaltsstoffe halte er im wesentlichen für Humbug. Tatsächliche Unverträglichkeiten seien dann im Einzelfall so individuell, daß man keine pauschale Aussage treffen könne. Man solle dann halt zunächst was anderes probieren.

Eher wenig hält er von Rasierwasser bzw. Aftershave; eine Pflegecreme sei seines Erachtens sinnvoller, ob nun in cremiger oder eher flüssiger Form.

Letztendlich halte er für die Naßrasur die modernen Systemrasierer, egal mit wieviel Klingen, zumindest für den Durchschnittsrasierer am geeignetsten, weil der sich damit nicht um den richtigen Klingenwinkel zu kümmern brauche. Wer dann meine, sich mit 5 Klingen besser zu rasieren als mit einer, zwei, drei oder vier, dann möge man das Geld dafür ausgeben. Ebenso anders herum: Wer die richtige Technik lernen wolle, sich mit Hobel oder Messer zu rasieren, der könne das tun. Aber man könne sich ebenso auch ein Loch ins Knie bohren, einen Strohhalm durchstecken und dadurch dann seinen Frühstückskakao trinken. Es sei halt alles eine Frage des Geschmacks und der persönlichen Vorlieben sowie des Aufwands, den man betreiben wolle.

Zu Hautreizungen beitragen könne allerdings seines Erachtens durchaus das Einschäumen mit Seife und Pinsel. Den Ansatz, das Haar einweichen zu wollen, halte er zwar im Grundsatz nicht für falsch. Das Problem sei aber aufgrund der sehr ähnlichen Zusammensetzung von Haut und Haar, daß es wohl keine Möglichkeit gebe, nur das Haar, nicht aber die Haut mit aufzuweichen. Und letztere werde dann in aufgeweichtem Zustand auch entsprechend empfindlicher. Daher halte er Rasiergels, die mehr auf Gleitfähigkeit als auf Haareinweichung abzielten, für schonender als klassische Rasierseife. Aber auch hier gelte das Prinzip, daß man die Milch zu Fuß, zu Pferd oder zu Fahrrad holen könne, und wenn man die Technik beherrsche, sich auch mit durch Rasierseife aufgeweichter Haut gut zu rasieren, dann solle man das ohne Bedenken fortführen.

Womit er selbst sich rasiere? Naß, 3-Klingen, Schaum aus der Dose, Nivea Pflegecreme danach.

Zusammenfassend:

1. Er hat uns zwar nicht unmittelbar für bescheuert erklärt. Wenn aber, während wir hier zu einem beliebigen Zeitpunkt einen beliebigen Beitrag zur Naßrasur in unser Forum mit ein paar hundert Leuten schreiben, zum selben beliebigen Zeitpunkt Millionen Männer irgendwo auf der Welt sich gerade problemlos rasieren, ohne groß darüber nachzudenken, dann dürfe das Hauptproblem vermutlich nicht bei der Rasur als solcher zu suchen sein... ;)
Genau aus diesem Grunde vermutet er auch, daß es eher wenige dermatologische Abhandlungen zum Thema gebe, selbst wenn man natürlich aus allem eine Wissenschaft machen könne.

2. Erlaubt ist, was gefällt, solange eine zu hohe Erwartungshaltung an das Rasurergebnis nicht zu zu viel Druck führt.


Hannes
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

AndreasTV

Guten Morgen zusammen :).
Sehr Schön wieder-gegeben, Hannes dh:.
Wie in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens macht sich der Mensch seine "Probleme" überwiegend Selbst ;), in "unseren" Fällen wird ergo manchmal zu-viel analysiert, spekuliert & herum-probiert ....

MfG

Andreas

infabo

Nivea Pflegecreme? Aber nicht die aus der blauen Dose? ???

Mecky messer

bei mir ist weniger mehr! ich nehme kein heißes Wasser nur ca 20Grad lassen die rs auch nicht lange einweichen.
schäume das Gesicht auch nicht zu lange mit dem Pinsel,nach der Rasur kommt kein as drauf! nur eine leichte Creme...
wenn ich das ganze vp sehe mit pre shave asb oder Öl...heißer Waschlappen...as...asb...für mich ist es zu viel.

Onkel Hannes

#22
Zitat von: infabo am 10. Mai 2013, 07:56:45
Nivea Pflegecreme? Aber nicht die aus der blauen Dose? ???

Nein, irgendeine für Männer, die aber nichts speziell mit der Rasur zu tun hat. Genaue Bezeichnung wußte er nicht. "Irgendeine halt."

PS: Infabo, 3.333 Beitrag! Ich hab ihm nicht gesagt, daß es Leute mit >1000, >3000 und über >5000 Beiträgen, Leute mit 20kg Rasierseife, >1000 Klingen oder >100 Messern oder mit Koffern voller Schärfsteine gibt. Sonst hätte er uns wahrscheinlich doch für bescheuert erklärt.
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

henning

Letztlich ist auch nichts neues erzählt worden. Ohne Internetforen würde man sich halt einfach irgendwie rasieren, egal auf welche Weise. Daß man sich hier oft viel zu wichtig nimmt ist klar, aber auch, daß viele sich erst durch Erfahrungen und Tips anderer vernünftig und ohne größere Hautirritationen als vorher rasieren können.

Ciao

marmotte27

Interessant die Meinung eines Fachmanns zur Hautverträglichkeit des Ganzen.

Ich denke allerdings, Hautverträglichkeit im dermatologischen Sinn und Ergebnis der Rasur sind zwei verschiedene Dinge.

Entscheidend ist doch das Resultat der Rasur, und man kann tatsächlich auf verschiedenen Wegen dahinkomme. Wenn es am Ende glatt ist, man keine (oder nur wenige) Blutungen, keine gereizte Haut und am nächsten Tag keine eingewachsenen Haare und Pickel hat, ist alles in Ordnung.
Allerdings ist das z.B. bei mir selbst schon mal gar nicht so leicht zu erreichen. Tatsächlich mag vielleicht eine Rasur mit Gel oder sogar eine Elektrorasur die eigentliche 'Hautfläche' am wenigsten 'angreifen', aber das Resultat der Rasur ist dann bei mir entweder nicht zufriedenstellend oder aber ich habe Blutungen und gereizte Haut und der Elektrorasierer ist dabei noch unangenehm schon während der Rasur durch die Hitze und Vibrationen.

Mit Systemrasieren ist es besser, aber oft halt auch nicht perfekt, sonst wäre ich nicht hier gelandet. Und daneben stört mich inzwischen eben noch das agressive Marketing der Hersteller, die ein suboptimales Produkt so verkaufen, das eigentlich bessere Lösungen dagegen keine Chance haben. Und irgendwo gehören ja sicher die meisten dieser Hersteller inzwischen zu großen Chemie- oder Pharmakonzernen, die auch noch für so manche anderen Probleme auf der Welt verantwortlich sind. Und die will ich nicht mehr (als nötig) sponsorn.

Dinge wie eine eventuelle Umweltproblematik der verwendeten Produkte muss jeder für sich selbst ermessen, ich weiß nicht, was eine genaue Analyse da ergeben würde.

Dass für viele hier die Rasur ein wahres Hobby ist, steht dann nochmal auf einem anderen Blatt (da braucht man dann auch nach Gründen nicht mehr unbedingt zu fragen).

Herne

Glückwunsch Hannes dh:

Dies ist einer der interessantesten Threads, die ich bisher hier gelesen hatte!
Ich bin allerdings nur durch Zufall durch einen Link von dir bei einem anderen
Thema darauf gestoßen. Ich hatte das Thema zwar schon das ein oder andere
mal gesehen, dachte aber immer, da geht es um Neuroschuppenbeulendermitis ???
oder ähnliches und habe es daher übersprungen.

Wie wäre es mit einer Umbenennung, damit vor allem auch Neulinge nicht in
Gefahr laufen, wie ich dran vorbei zu lesen?
Ich halte das Thema gerade auch zur Relativierung unserer manchmal etwas
ausufernden Manie (das ist in keinster Weise abwertend gemeint ;)) für sehr
wichtig und informativ.

Beste Grüße

Onkel Hannes

#26
Danke für den Hinweis, ich das Thema entsprechend umbenannt.

Ich hatte mir mehr Info erwartet, aber wenn es nach Hautärzten geht, sollten wir wohl eher Psychologen aufsuchen  ;D
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

olkin

Habe diesen Thread auch eben erst entdeckt! Wie konnte er mir entgehen!? Die Informationenen des Hautarztes sind sehr interessant und bestimmt richtig, weil nachvollziehbar. Wenn ich aber an die Zeiten denke, bevor ich dieses (und davor das andere) Forum entdeckte...muss ich sagen, dass ich heute ohne rote, entzündete Pickel etc. daherkomme. Soll heißen: WIE man sich rasiert, ist entscheidend. Man sollte sich z.B. nicht gleich quer oder gegen den Strich etc. rasieren, nur weil es schneller geht. Das habe ich hier gelernt. Zudem bin ich der Meinung, dass eine gepflegte Rasur eben entspannend ist. Das wiederum fördert das allgemeine Wohlbefinden, was sich wiederum auf die Haut auswirkt usw.

Auch wenn ich mich vom Hautarzt entlarvt fühlen könnte, tue ich es nicht. Recht hat er aber wohl trotzdem. Aber jeder hat eben auch seine eigene Wahrheit.
"Wer immer das letzte Wort haben will, spricht bald mit sich allein."
Sprichwort aus der Bretagne

"Wer sich ärgert, büßt für die Sünden der anderen."
Konrad Adenauer

UbuRoy

Wer fragt auch in Deutschland einen Arzt um Rat... Zeitverschwendung, da die nur Gebetsmühlenhaft das wiederholen, was sie im Studium eingebleut bekamen. Wenn da in der weißen Sekte einer anderer Meinung ist, wird er sofort platt gemacht. Ist wie im Wissenschaftsbetrieb.
Somit also völlig sinnfrei, so einen "Doktor" nach seiner Meinung zu fragen, da die exakt dem Lehrbuch seiner Studienzeit vor soundsoviel Jahren entspricht.
Ich glaub überhaupt keinem Arzt mehr irgendwas, sondern mache mich vorher selbst schlau, um ihm dann die richtigen Fragen zu stellen. Dabei geraten sie dann regelmäßig ins schwimmen und in Verlegenheit und werden dann meist unfreundlich. Die sind völlig resistent gegen neue Informationen und halten ihre Patienten per sé für verblödet und das zeigen sie auch noch deutlich.

Onkel Hannes

#29
Den ersten vermag ich nicht einzuschätzen, zu dem zweiten habe ich aber vollstes Vertrauen. Ich bin mir sicher, daß der in seinem Gebiet eine Kompetenz war und noch ist.

Vermutlich hätte er mir sicher irgendwelche Details im Einzelnen erklären können, die ich nur halb verstanden hätte und/oder die dann letztendlich in der Praxis nichts zur Sache tun, oder nur in Einzelfällen. Es ist auch eine Kunst, etwas für Laien verständlich in wenigen Sätzen zusammenzufassen, und das hat er wohl getan.

Ach ja: Ich hatte ihm übrigens den Link zu meinem Beitrag oben mitgeteilt, und heute von ihm eine Mail bekommen, daß ich das Gespräch korrekt wiedergegeben habe.
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.