Infothread: Schärfsteine

Begonnen von moviemaniac, 12. Mai 2008, 11:04:43

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Sicknote

Mal wieder ein hervoragendes review! Werd mir die Steine trotzdem nicht kaufen. :) ich bin mit meinem setup sehr zufrieden.

m11


jazzman

lesslemming,

deine Reviews sind wie immer sachlich, nüchtern und faktenorientert aufgebaut. Als wäre es eine Versuchsanordnung im Labor.
Im Bereich der Schärfsteine herrscht so viel Aberglauben und Halbwissen, da sind deine Reviews wie eine Leuchtboje in der Dunkelheit. Ein wahrer Orientierungspunkt

Danke!

Gruss
jazzman
Wir beginnen das zu begehren, was wir jeden Tag sehen!

Senser

Dem kann ich nur zustimmen.
Gruß Senser

strawinski

ich habe günstig einen stein gekauft, ein naturstein ist. ich vermute ein arkansas...was meint ihr





Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

BastlWastl

@Strawinski: Abrichten dann weißt du es sicher(weil sich die Diamantplatte auflöst ;D), aber ich denke auf jeden Fall Arkansas (transluent).

mfg.Wastl.

strawinski

hab den blöden Arkansas nem Bekannten geschickt. Der steht drauf und hat mir nen alten Escher dafür geschickt...Ist ja auch was...Obwohl ich bestimmt den Besitzern der Arkansas Steine unrecht tu, weil diese Steine irgendwie überholt sind...abe wenn man sich mal richtig erkläären lässt wie diese Arkansas funktionieren also wie man sie zum laufen kriegt,, dann wird man schon schlauer warum manche drauf stehen....
Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

lesslemming

Heute möchte ich einen Stein vorstellen, der es nicht sonderlich weit gebracht hat, wenn man seinen Bekanntheitsgrad als Bezugspunkt wählt. Zu Unrecht, wie ich finde.



Es handelt sich um den Suehiro 8.000 in goldenem Umkarton,
daher manchmal als Suehiro 8k Gold bezeichnet.

Der Stein kommt daher in sehr luxuriösen Ausmaßen und ganz in weiß.
Sein strahlendes Weiß erhält er wohl durch seine besondere Bindung. Dieser Stein ist nicht wie vergleichbare Steine der Naniwa Superstone Serie, oder der Shapton Professionals, in einem Epoxid gebunden,
er zeichnet sich aus durch eine Magnesia-Bindung. Was genau das heißt entzieht sich meiner Kenntnis; daher lasse ich diese Tatsache unkommentiert.
Um Verwechslungen auszuschließen verweise ich direkt auf den Laden, wo ich meinen Stein her habe.
Man beachte die Beschriftung auf dem Stein, die bei mir schon verschwunden ist:
Link

Der Suehiro 8.000 muss natürlich, wie jeder fabrikneue Stein, zunächst einmal abgerichtet werden. Dabei kann der geübte Schärfer schon einen ersten Eindruck von der Härte des Steines erhaschen.
Achtung: Die Härte des Steines nicht mit der Härte des Schärfkornes verwechseln.
Spricht man von einem harten Stein, ist damit seine Bindung gemeint.
D.h.: kann ich in den Stein hineinschneiden, oder nicht.

Der Suehiro 8.000 mit seiner Matrix aus Magnesium-Keramik lässt sich zu Beginn sehr gut abrichten, da er nahezu plan aus der Box kommt.
Dennoch merkt man hier schon, dass es sich um einen Stein der harten Sorte handelt.
Ich habe für das Abrichten des Steines meine DMT 325 und 600 verwendet, aber Nassschleifpapier wäre sicherlich auch gegangen.
Zu Beginn meiner Beobachtungsreihe habe ich einem Rasiermesser einen komplett neuen Schliff verpasst.
Dafür habe ich die Facette auf einem 5µm lapping film Modul gesetzt und anschließend mit meinem bewehrten Shapton 5.000 ein homogenes Kratzmuster erzeugt.
(Das Kratzmuster des Grundschliffs und 5.000ers verlief in eine andere Richtung als die des später verwendeten Suehiro!)
Unter der Lupe (10x) und dem Mikroskop (40x und 120x) konnte ich die Ausprägung der Kratzer, sowie den Zustand der Schneidkante sehr genau beobachten.

Der Suehiro 8.000 fühlt sich aufgrund seiner Bindung extrem sanft an, mit einem milden Gefühl von Abtrag. In kürzester Zeit hat sich das Kratzmuster verändert, was ich auch unter dem Mikroskop beobachten konnte.
In 20-30 Doppelzügen (Hin+Zurück) waren die Spuren des 5k verschwunden und ersetzt durch ein sehr homogenes und mildes Kratzbild.
Ohne Vergrößerung erscheint die Facette nahezu kratzerfrei. Gegen das Licht gehalten, oder unter Vergrößerung offenbart die Facette allerdings ein hauchfeines, sehr paralleles Kratzbild.
Die Schneidkante sah unter 120-facher Vergrößerung sehr gut aus. Auch der Rasurtest am Unterarm war sehr vielversprechend. Ein zögerlicher Haartest kam ebenfalls.
Im Vergleich zum Naniwa SS 8.000 fehlt es dem Suehiro 8.000 deutlich an der Fähigkeit zu polieren. Wo der Naniwa 8.000 eine wörtlich lupenreine Politur hinterlässt, produziert der Suehiro 8.000 ein feines Kratzmuster.
Der Grund hierfür wird sein, dass der Suehiro 8k kein reiner Polierstein ist, sondern ein richtiges Arbeitstier.
Was ich beim Rasiermesser als milden Abtrag gespürt habe, kommt bei der Verwendung mit Kochmessern, seiner eigentlichen Stärke, erst richtig zur Geltung.

Hier "scheint" der Suehiro, wo der Naniwa SS 8k Probleme hat.
Zwar produziert der Naniwa SS 8k auch bei größeren Facetten eine super Politur, allerdings neigt er zu starkem Zusetzen und viel schlimmer,
seine weiche Natur macht ihn Anfällig für Schnitte in den Stein.



Der Suehiro 8k ist gespickt mit feinen Schärfpartikeln, die den Stahl richtig abtragen. Der Stein nimmt nochmal richtig Material ab und ist damit in der Lage größere Werkzeuge wirklich schnell sehr scharf zu bekommen.



Die Politur die der Suehiro 8.000 auf Kochmessern hinterlässt ist mit dem bloßen Auge absolut akzeptabel. Selbst für mich. Im richtigen Winkel betrachtet, hat man einen makellosen Spiegel. Im falschen Licht betrachtet,
sieht man allerdings noch feine weiße Linien. Dies scheint die Natur der Schärfsteine zu sein:
Gewinnt man das eine, verliert man das andere. Beim Suehiro 8.000 gewinnt man einen harten Stein der richtig was abträgt, verliert aber die perfekte Politur.
Trotzdem: Hut ab.

Da der Suehiro 8.000 nun mal ein solches Arbeitstier ist, bilden sich auf dem Stein sehr schnell schwarze Schlieren, abgetragene Späne vom Stahl.
Diese stören den Vorgang des Schärfens aber nicht weiter und verursachen nach meinen Beobachtungen auch keine Probleme.
Nach dem Schärfen reinige ich den Stein mit dem beiliegenden Reinigungsstein. Dieser kleine rote Stein ist keinesfalls
als Anreiber zum Erzeugen von Schlamm gedacht, da er aus groben Tonpartikeln besteht. Der Reiniger hat vielmehr
die Funktion die Oberfläche des Steines zu reinigen, sie von Spänen zu befreien und frische Schärfpartikel für den nächsten Schärfgang freizulegen.
Diese Aufgabe erfüllt er übrigens ganz hervorragend und hinterlässt dabei die Oberfläche des Steines in einem tip-top Zustand

Fazit:

Der Suehiro 8.000 ist ein hervorragender Abschlussstein für die Küche.
Seine 8.000er Politur ist für das bloße Auge ein guter Kompromiss.
Die Schärfe ist genial, glatt und Rasiermesser-fein (wörtlich).
Seine Geschwindigkeit und Abriebsresistenz machen ihn auch für Profis attraktiv.
Wer bei Rasiermessern mehr Wert legt auf Geschwindigkeit, als auf die Qualität der Politur ist hier ebenfalls gut beraten.
Allerdings muss der Stein vor dem Benutzen gut 5-10 Minuten gewässert werden, da er sonst doch arg durstig ist.

Es lässt sich zusammenfassen: Der Suehiro 8k ist der Naniwa Chosera 8.000, den es nie gegeben hat. Schnell, effektiv, in your face, aber gut.

Ein Wort der Warnung muss dennoch sein: Die Magnesia gebundenen Steine kommen mit den klimatischen Bedingungen in unseren Breitengraden nur schwer zurecht.
Manche dieser Steine neigen daher zur Bildung von Rissen. Allerdings erfolg dies weniger auf der Schleifffläche, als an der Seite.
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

Geier0815

Klingt soweit ja erst einmal gut, wie eigentlich alle deine Steinbewertungen...
Kommen wir aber mal zu den Fragen für Leute wie mich oder nur für mich: Wie muß dieser Stein gewässert werden? Wie ist seine Schnelligkeit im Abtrag zu bewerten? Vergleich zu einem nicht existenten Chosera oder zu einem Akatsuki wären interessant. Wie sieht es mit dem Verschleiß aus? Geht er schneller als ein Shapton oder gar ein SS runter? Muß bei diesem Stein auch erst einmal die oberste Schicht abgeschliffen werden damit er gut wird?

Sorry wenn ich so doof frage aber gerade im 8.000er Segment gibt es viele Steine die Du wohl schon hattest und die Du wie kein zweiter einordnen kannst. Und 8.000 ist gerade auch das Segment wo die meisten hier mit Steinen aufhören, deshalb wäre eine realistische Einschätzung deinerseits zu den bekannten Steinen mehr als wichtig. By the way: Der Link ist defekt. http://www.scharferladen.de/shop/8000-profi-schleifstein-p-1205.html?osCsid=9a540d6c9b264cbdde968b53815c4209 dürfte richtig sein...

lesslemming

#99
Danke für die Richtisgstellung mit dem Link, Geier!


Ich befürchte dass ich dich da enttäuschen muss. Ich versuche dennoch die Fragen zu beantworten, so wie du sie gestellt hast


  • Wie muß dieser Stein gewässert werden?

Ich lasse Wasser in mein Spülbecken laufen, bis der Stein von Wasser bedeckt ist und stelle ihn hinein. Eine Faustregel für die Dauer ist: So lange er blasen macht, oder 5-10 Minuten.
Wie ich im Fazit angemerkt habe sollte der Stein vor dem Schärfen ins Wasser, da er nicht wie die Naniwa, oder Shaptons ein "spritz'n'go" ist, sondern ein durstiger Stein.


  • Wie ist seine Schnelligkeit im Abtrag zu bewerten?

Eine Fangfrage! Woher soll ich das so genau wissen?  8)
Ich mache es so, dass ich den Stein beim ersten Benutzen mit einer Situation konfrontiere, die mir mit anderen Steinen sehr bekannt ist.
In diesem Fall habe ich die Facette auf den Shapton 5k hochpoliert. Damit war ein eindeutiges Kratzmuster auszumachen.
Das Messer wurde nun in einem anderen Winkel über den Suehiro geschoben, um deutlich zu erkennen wer welche Kratzer produziert und ob noch Reste vom Grundschliff da waren.
Der Suehiro hat das Kratzmuster des Shapton 5.000 sehr schnell und effizient mit seinem eigenen ersetzt.

Weiterhin habe ich ein Kochmesser ebenfalls auf dem Shapton 5.000 vorgeschärft. Die Abtragsleistung des Suehiro hat sich sehr schnell im Schärfwasser und auf der Oberfläche des Steines gezeigt.
In nullkommanix war alles voll von schwarzem Span. Darüber hinaus hat der Suehiro auch bei einer größeren Facette sein eigenes Kratzmuster schnell etabliert und einen verbleibenden Grat vom Shapton 5.000
(bei so großen Werkzeugen kein Grund zur Sorge!) sehr schnell entfernt.


  • Wie sieht es mit dem Verschleiß aus?

Das kann ich beim besten Willen nicht einschätzen. Ich nutze seit drei Jahren einen Naniwa SS 8.000 in der 10mm Version und habe immer noch mindestens 8mm vor mir.
Der Suehiro kommt mit locker 23mm daher. Ich denke nicht dass ich mir jemals Gedanken darüber machen muss diesen Stein aufzubrauchen. Um die Kurve zu kriegen;
ich denke ich werde den Suehiro 8k nicht ganz so oft abrichten müssen, wie den Naniwa SS 8k, den ich auch nicht übermäßig oft abrichten muss.


  • Muß bei diesem Stein auch erst einmal die oberste Schicht abgeschliffen werden damit er gut wird?

Wie kommst du denn darauf? Ich habe eine solche Behauptung mal in den USA gelesen im Zusammenhang mit dem Chosera 5k und 10k. Vorweg: Quatsch!
Ich hatte mich beschwert, dass mein Chosera 5.000 keine so gute Politur hinterlässt, wie ich es gewohnt war. In den USA sah man das anders. Offenbar gibt es hier
eine große Diskrepanz der Definition von einer guten Politur. Man meinte zu mir, insbesondere der Chosera 10.000 funktioniere erst wenn man die oberen 2-3mm abträgt.
Eine clevere Strategie! Ein "Kunde" beschwert sich und bekommt zu hören: Verwenden sie den Stein 3-4 Jahre, dann werden sie ihn mögen.
Ja, ne. Is klar!

Um diesen Mythos zu entlarven habe ich meinen Chosera 10.000 in zwei Hälften geschnitten! Ich habe einen Steinmetz beauftragt den Stein der Länge nach in zwei Steine zu trennen.
Nun lag vor mir das süße, süße Innere des Chosera 10.000. Und was soll ich sagen? Da war kein Unterschied. Nicht unter dem Mikroskop, nicht unter der Lupe.
Die Politur ist nicht vorhanden gewesen. Dieser Umstand hat mich übrigens nur geärgert, weil man in den USA der Meinung ist die Politur sei der der Superstones überlegen
und wegen des unglaublichen Preises des Chosera 10.000. Ich unterlag wohl dem Irrglauben die Chosera mit den Superstones vergleichen zu können.
Nur zur Info, den Chosera 1.000 schätze ich immer noch sehr. Btw.: Das normale Abrichten vor der ersten Benutzung ist dahingegen natürlich kein Humbug!



  • Vergleich zu einem nicht existenten Chosera oder zu einem Akatsuki wären interessant.

Nun, da es keinen Chosera 8.000 gibt wäre ein Vergleich irgendwie blöd. Der Akatsuki 8.000 war nur für kurze Zeit in meinem Besitz, zu kurz um ihn mir wieder voll ins Gedächtnis zu rufen.
Der Akatsuki 8k war mMn genau wie die Chosera sehr schnell und agressiv und die Schneide hatte mir nicht ganz so gefallen. Die Politur war nach meinem Gedächtnis schlechter als die des Suehiro.
Bleibt noch ein nicht erwähnter 8.000er der mir geläufig ist: Der Shapton Glasstone 8.000 (grau).
Nun hier hat man zwei völlig verschiedene Steine. Der Shapton GS 8k ist viel, viel langsamer. Hier findet sich kein tiefschwarzer Abtrag auf dem Stein.
Die Politur auf dem Shapton GS 8k (grey) ist einen Tacken besser als die des Suehiro, aber immer noch nicht so perfekt wie die des Naniwa SS 8.000.

Wegen der mangelnden Geschwindigkeit und der deutlich dünneren Schicht sehe ich hier den Suehiro 8.000 für Kochmesser im Vorteil.
Wegen seiner sanften Art und der tollen Schärfe ist der Shapton 8k für Rasiermesser aber dennoch interessant.

Zusammengefasst: Man wird mich nicht sagen hören dass der eine, oder andere Stein per sé besser ist. Alle von mir getesteten funktionieren wunderbar.
Allerdings lassen sich folgende Beobachtungen machen. Der Naniwa Superstone Serie ist definitiv und unangefochten diejenige, welche die beste Politur erzeugt.
Aber wer offen ist für Experimente, der wird sicher auch fernab der Superstones glücklich werden
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

lesslemming

#100
Heute möchte ich einen neuen Stein vorstellen, der es frisch bis in unsere Breitengrade geschafft hat.
Es handelt sich um den Sigma Select II 13.000 des japanischen Herstellers Sigma.
Die Sigma Steine werden vertrieben als solche, deren Bindung durch Vitrifikation zustande kommt.

Vitrifikation, im deutschsprachigen Raum Verglasung genannt, bezeichnet hier die Sinterung der Schleifsteinrohstoffe zu einem festen Schleifkörper.
Das Resultat ist eine Struktur aus festem, amorphem Glas mit definierten Eigenschaften, um das Schleifkorn zu binden. Der Sigma Select II wird als "vitrified bond" bezeichnet,
es handelt sich also um einen keramisch gebundenen Schleifstein. Bei dessen Herstellung werden pulverförmige Schärfkörper in einer Mischung mit weiteren bewährten Materialien
(Bindemittel wie Ton oder Feldspat, Füll- und Hilfsstoffe usw.) in einem Sinterprozess mit bis zu 1.000 °C gebrannt. Bei der Abkühlung bildet das Bindemittel eine Matrix aus Glas,
welche die Schärfkörper mit definierten Eigenschaften festhält.  Steine einer solchen Machart bezeichnet man grundsätzlich als keramisch gebunden, das Bindemittel ist Ton oder Felspat.




Das offensichtlichste Merkmal des Sigma Select II 13.000 ist seine Birnenhaut. Er sieht fast aus wie ein seltener Nashiji-Nakayama. Die Birnenhaut ist natürlich auf die Optik beschränkt,
und hat keinen Einfluss auf das Schärfen, oder das Feedback des Steines. Der Stein fühlt sich relativ leicht an, ist aber nicht besonders porös. Das bedeutet der Stein muss nicht gewässert werden
und kann einfach vor dem Schärfen mit Wasser bespritzt werden. Er ist nicht durstig. Direkt aus der Box war der Stein schön plan und auch die Oberfläche sah verhältnismäßig sauber aus.



Aus Gewohnheit wurde er trotzdem mal abgerichtet. Mit dem DMT 325 und 600 zum Abschluss hat sich das als sehr einfache Aufgabe herausgestellt. Das Abrichten ging schnell. Später wird sich herausstellen,
dass der Stein ein Mittelding in Sachen Härte ist; deutlich härter als Naniwa, aber nicht so hart wie Shapton. Die Bedeutung des Begriffes hart setze ich hier gleich mit der Gefahr in den Stein hinein zu schneiden,
nicht der tatsächlichen Härte eines Steines nach einer Prüfmethode. In die Naniwa kann man sehr leicht hinein schneiden, sie fühlen sich auch weich an. Die Shaptons fühlen sich für manchen hart wie Glas an
und bieten wenig Feedback. Der Sigma 13.000 ist nicht glashart, aber es besteht auch keine erhöhte Gefahr in den Stein zu schneiden.


Zu Beginn meines Erfahrungsberichtes möchte ich den Stein wegen seiner enormen Feinheit von 13.000 (welchen Standard Sigma verwendet weiß ich leider nicht) an Rasiermesser testen. Die Messer waren perfekt poliert,
entweder auf Industrie-Standard Lapping Film von 3M bis zur perfekten Politur mit dem 1µm Diamant-Film, oder kamen vom Naniwa Superstone 10.000, welcher ebenfalls eine perfekte Politur geliefert hat.
Der Grundschliff erfolgte in einem Bestimmten Winkel, sodass die Kratzspuren alle in die gleiche Richtung verliefen. Nach der Politur im Endschritt waren unter dem Mikroskop keine nennenswerten
Kratzspuren bei 40-120-facher Vergrößerung zu erkennen.



Die Abfolge der verwendeten 3M Filme für dieses Messer war:
5µm SiC, 3µm Al2O3, 1µm Al2O3, und 1µm Diamant.




Weitere Bilder derselben Politur in einem anderen Winkel und mit anderem Lichteinfall erbrachten immer wieder das gleiche hervorragende Ergebnis.
Bei einer Vergrößerung von circa 40x waren keine Kratzer erkennbar.





Die Vergrößerung von circa 120x zeigte ebenfalls einen sehr homogenen Spiegel. Auf dem Bild sind ein paar Schlieren vom Tuch zu erkennen, jedoch keine Kratzer. Die Schneide erscheint sehr unregelmäßig auf dem Foto. Dieser Eindruck täuscht! Der Lichteinfall erzeugt eine Art Halo, eine Lichterscheinung an der Schneidkante. Die verwendete Kamera war nicht in der Lage diesen abzubilden und hat stattdessen dieses Lichtgewirr aufgezeichnet.
Man wird mir vertrauen müssen dass die Schneide sehr glatt war. Mit diesen Ausgangsbedingungen bin ich mit demselben Messer, in diesem Fall einem antiken, sehr hohlen 7/8 aus Italien,
welches mir mit seinen Eigenschaften auf den Steinen und bei der Rasur genau bekannt ist, auf den Sigma Select II 13.000.

Der Stein zeigt bei den kleinen Messern mit ihrer kurzen Facette einen sehr simplen Charakter. Der Stein ist weder übermäßig sanft, noch fühlt er sich hart, oder besonders aggressiv an. Dennoch macht sich hin und wieder ein Gefühl von Körnigkeit bemerkbar, obwohl der Stein perfekt abgerichtet ist. Mit den Fingern lassen sich keine Körnchen o.ä. ertasten, das Schärfwasser ist sauber und der Stein nicht zugesetzt. Schon nach wenigen Schüben zeigte sich auf der Facette ein deutliches Kratzmuster in der neuen Schärfrichtung. Unter der Lupe mit 10-facher Vergrößerung präsentiert sich mal eine sehr schöne Politur und mal ein helles Kratzmuster mit feinen weißen Linien, je nach Winkel des Lichteinfalls. Das Mikroskop hat ein eindeutiges Kratzmuster gezeigt, mit unregelmäßig tiefen Kratzspuren.



Hier bitte ich zu beachten dass der Fokus, soweit möglich, auf der Facette liegt und nicht auf der Schneide. Daher sieht diese hier furchtbar aus. Auf späteren Fotos der gleichen Schneide sieht man dass sie gar nicht so schlecht ist.



Weitere Bilder derselben Politur mit unterschiedlichen Lichteinfällen



Unter 120-facher Vergrößerung sah es manchmal so aus, als würde jeder tiefere Kratzer zu einem Microausbruch führen. Die Kamera konnte diesen Umstand leider nicht einfangen. Um sicher zu gehen, dass der Stein auch 100%igen Kontakt mit der Schneide hat, habe ich die Anzahl der Lagen Isoliertape von 1 auf 2 erhöht und eine kleine Mikrofase angelegt.




Diese Bilder mit 120x Vergrößerung sind so aufgenommen, dass man nicht direkt auf die Facette schaut. Das Messer ist in einem Winkel von 30-45° nach oben, zur Kamera hin geneigt um eine bessere Sicht auf die Schneide zu bekommen. Auch wenn die Schneidkante rein optisch einen Rückschritt vom perfekten 1µm Diamant Modul gemacht hat, scheint alles noch im Rahmen zu sein. Erfahrungsgemäß ist eine Vergrößerung von 120-fach selbst für Rasiermesser sehr viel. Manch ein Messer das hier nicht so gut erscheint, rasiert dennoch tadellos. Der Haartest klappte auf 0.5-1cm tadellos, ohne Pling und ohne tanzen. Eventuell einen Tacken aggressiv.




Hier zum Vergleich ein anderes Messer vom Shapton Glasstone 16.000. Auch hier ist die Vergrößerung ca. 120x.
Das Verwendete Messer war jetzt ein 5/8 mit einer deutlich kleineren Facette. Daher die unterschiedlichen Größenverhältnisse.



Das Kratzmuster ist homogener und weniger Tief. Dafür erzeugte der Shapton 16.000 im Test vereinzelt sichtbare Kratzer. Mit dem nackten Auge ist die Politur des Shapton 16.000 überlegen,
aber auch hier zeigen sich unter der Lupe helle Kratzer. Die Schneide sah bei beiden Messern vergleichbar gut aus. Natürlich werden hier Birnen mit Äpfel verglichen, daher diesen Vergleich
mit dem Shapton 16k nicht auf die Waagschale legen. Der Hintergrund ist, dass mich die Schärfleistung, sowie der Haartest und die Politur, nicht jedoch das Feedback, an den Shapton 16k erinnert hat.

Nach einem kurzen Ledern auf Tony Millers ,,smooth cotton" (unbehandeltes Baumwoll-Leinen) sowie dem Tony Miller Notovan Pferdeleder ging es zur Proberasur mit dem Messer vom Sigma 13k.
Die Rasur stellte sich auch ohne das Abziehen auf einem feinen Pastenriemen als unproblematisch heraus. Die Rasur verlief so, wie es der Haartest bereits versprochen hat:
ein wenig aggressiv aber gründlich. Gleiches gilt für Rasuren vom Shapton Glasstone 16.000, sowie dem Shapton Professional 12.000.
Bei solch feinen Abschlusssteinen ist die Rasur auch ohne das Pasten möglich.



Neben den feinen Rasiermessern gibt es noch ein zweites Anwendungsgebiet für diesen Stein- die Kochmesser. Zuvor habe ich das Testexemplar bis auf den Suehiro 8.000.
Die Facette erschien in manchem Winkel perfekt, bei ungünstigem Lichteinfall sah man deutlich feine weiße Linien. Das Feedback des Sigma bei Kochmessern ist hervorragend.
Der Stein fühlt sich keineswegs dicht und glatt an, so wie es beispielsweise beim Shapton Pro 12k und Shapton GS 16k der Fall ist. Er fühlt sich aber auch nicht so weich an, wie ein Naniwa Superstone 10k.
Auch das körnige Gefühl wie bei den Rasiermessern bleibt völlig aus. Der Stein erscheint hier sehr sanft aber deutlich im Abtrag. Schon nach wenigen Schüben erschien mein rostfreies Santoku mit einer
hervorragenden Facette ausgestattet! Eine Untersuchung unter der 10x Lupe und verschiedenen Lichteinfällen war sehr viel versprechend. Nur im richtigen Winkel mit starkem Lichteinfall war ein hauchfeines
Kratzmuster zu erkennen. Deutlich feiner als dies des Suehiro 8.000. Dem nackten Auge präsentiert sich ein ganz sagenhafter Spiegel, dunkel und tief wie flüssiges Quecksilber.
Im Vergleich zum Naniwa Superstone 8.000 und 10.000 gar nicht so übel.



Bild: Justinus Samurai, günstiges Testexemplar mit rostfreiem Stahl. Die Politur ist im rechten Licht dunkel und perfekt, nur mit extrem viel Mühe lassen sich mit dem bloßen Auge Kratzer erkennen.


Die Superstones hinterlassen für Gewöhnlich den perfekten Spiegel, ohne jede Spur von Kratzer. Allerdings verzichten einige Schärfer auf den Gebrauch der Superstones bei größeren Werkzeugen,
wegen der Gefahr des Zusetztens und der deutlichen Weichheit der Steine. Der Sigma Select II 13.000 hat mit diesen ,,Problemen" weitaus weniger zu kämpfen.
Der Sigma erweckt den Eindruck er sei kein einfacher Polierer, sondern ein Stein mit Abtragsleistung, der einfach nur besonders fein abträgt. Das entstammt natürlich meiner subjektiven Einschätzung.

Ein zweites Testobjekt war ein Tosa Hocho Bunkaboocho mit 3 Lagen und Aogami als Schneidlage. Zuvor war es auf dem 1µm lapping film zufrieden stellend poliert. Ich habe die Facette vor geraumer Zeit etwas vergrößert,
aber die stark polierende Wirkung der Lapping Filme hat den Übergang der weichen Außenlagen zur Schneidlage unsichtbar gemacht. Als ich das Messer über den Sigma 13.000 geschoben habe, bekam ich schnell die Politur,
wie sie oben bereits erwähnt war. Allerdings wurden die weichen Außenlagen deutlich wolkiger, während die Schneidlage einen sehr guten Glanz bekommen hat.
Die Abtragsleistung an diesem harten Stahl erschien mir deutlich geringer, aber immer noch völlig ausreichend für das Finish. Beide Messer haben wie üblich noch eine Mikrofase bekommen und wurden getestet.



Bild: Tosa Bunkaboocho, dreilagig mit Aogami Schneidlage. Ebenfalls eine ganz hervorragende Politur.



Bild: Gleiches Messer, anderer Winkel




Die Schneide war in beiden Fällen extrem glatt und rattenscharf. Die Armhaare sind in alle Richtungen auch oberhalb der Haut geflogen. Sogar ein Haartest war problemlos Möglich.
Zeitungspapier wurde im Druckschnitt sehr sauber und sehr geräuscharm geschnitten. Diese glatte Schneide ist freilich nicht Jedermanns Sache,
aber wer sich für einen Stein im Bereich 13.000 entscheidet, der weiß das natürlich.

Der Sigma Select II 13.000 ist ein vergleichsweise mittelharter bis harter Abschlussstein, der bei den getesteten Rasiermessern ein ungewöhnliches Feedback gezeigt hat, jedoch zu akzeptablen Resultaten geführt hat.
Der Haartest ist vom Stein weg möglich und die Rasur auch, jedoch würde eine solche Schneide noch von einem Pastenriemen profitieren. Die Körnungsangabe 13.000 erfolgt leider ohne Verweis auf ein entsprechendes System
und ist nicht ohne weiteres mit derer von Shapton und Naniwa zu vergleichen, da jeder dieser Hersteller ein anderes Korngrößensystem verwendet. Die Politur ist für Rasiermesser nicht perfekt.
Die Politur ist aber erfahrungsgemäß kein Garant für eine gute Rasur, und umgekehrt. Für Kochmesser und Werkzeuge eignet sich der Sigma 13k ganz hervorragend, da er nicht zu weich ist und die
Abtragsleistung auch bei härteren Stählen noch gut zu sein scheint. Die erzeugbare Politur ist für Kochmesser auf einem sehr hohen Niveau. Für das nackte Auge und auch für die 10x Lupe
(mehr Werkzeug zur Begutachtung der Schneide eines Kochmessers ist ohnehin sinnlos) erscheint die Facette tadellos


Ich hoffe dieser Erfahrungsbericht hat euch gefallen. Vergesst beim Lesen nicht, dass es sich um einen Erfahrungs-Bericht handelt.
Ich habe hier wiedergegeben was ich mit meinen Möglichkeiten feststellen konnte. Das heißt nicht dass jemand anderes nicht zu einem anderen Ergebnis kommt  8)
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

medler

 :o :o Ich bin immer wieder begeistert von Deinen Berichten dh: dh: dh: dh: dh:
Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch geschwinder als der ohne Ziel umherirrt.(Gotthold Ephraim Lessing)

wernerscc

Hab gerade erst den Bericht zum Suehiro Gold gelesen. Vielen Dank dafür.

Ich hab den Suehiro Gold schon sehr lange und sträflich vernachlässigt, weil mir Gefühl und Erfahrung für das Schärfen fehlten.
So wie du ihn beschreibst, lesslemming, könnte er doch perfekt zwischen Chosera 5000 und Naniwa SS 10000 passen?

Nochmal eine Frage für Dummels: Sollte ich den Suehiro zum Abrichten auch 5-10 Minuten vorher wässern, oder reicht da das nasse wasserfeste Schleifpapier?
Was lange währt wird endlich gut!

lesslemming

Der suehiro könnte durchaus zwischen deine beiden Steine passen, Werner!
Und natürlich muss der suehiro auch zum Abrichten gewässert werden.
Hintergrund ist, dass er das Wasser sonst weg saugt
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

wernerscc

Der Hintergrund meiner Frage zum Abrichten des Suehiro ist der, daß es mir in der Vergangenheit nicht gelungen war, dem Stein auf wasserfestem Schleifpapier eine gute, saubere Oberfläche zu verschaffen. Es kam immer wieder üblerweise zum Aufreißen von kraterähnlichen Ausbrüchen, von Rillen und Riefen. Wahrscheinlich hab ich die immer wieder mit den beim Abrichten massiv freigesetzten Schleifpartikeln aus der Steinoberfläche rausgeschliffen, weil ich das Schleifpapier nicht häufig genug sauber gewaschen habe. Bei den Naniwas ist mir so etwas allerdings noch nie passiert. Dürfte vermutlich auch an der Bindung des Suehiros liegen.

Jedenfalls hab ich den Suehiro gestern mal mit einem billigen Diamantschleifblock vom Aldi, erst mit der 300er und dann mit der 600er Seite erfolgreich abgerichtet. Zwischendurch häufig Stein und Schleifblock frei gewaschen und dann war eine schöne glatte Krater- und Riefen-freie Oberfläche in wenigen Minuten geschaffen. Jetzt freu ich mich schon auf die nächste Schärfung. Hab so einige Kandidaten, die dringend der Schärfung auf den Steinen bedürfen.
Was lange währt wird endlich gut!