Was ist Patina

Begonnen von Iltis, 03. Oktober 2007, 08:39:33

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Iltis

Hallo zusammen,
Was versteht ihr unter den Begriff "Patina" bei alte Messerklingen? ich weiss was Flugrost ist ( leichte Rostflecken auf der Oberfläche, die sich entfernen lassen ohne das bleibenden Schäden entstehen), Pitting ist auch klar (fortgeschrittene Oxidationsfolgen, das schwarze Pünktchen hinterlässt nach Putzen und Polieren der Messerklinge), aber was ist Patina? ist der Begriff sinnvoll?
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

urza

Meine theorie: Pitting kommt von Patini, und Patina ist die latainisch gebildete Mehrzahl von Patini, alos ist Patina mehrer Rostflecken. Aso Patina wird auch als Edelrost bezeichnet, und ist meiner Meinung nach der gebraeuchlichere Begriff, als pitting.
,,Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie allgemeines Gesetz werde."

    – Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 421 [Reclam S. 68]

Senser

Buddel hat das ja sehr kurz und bündig erklärt: Dreck!
Etwas gewählter ausgedrückt und auch den Aspekt der Antuiqität würdigend, könnte man es so formulieren:
Es ist der Zahn der Zeit der sich im Laufe der Jahre auf einem Objekt niedergeschlagen hat. In Form von Gebrauchsspuren, Ablagerungen (Schmutz),Verfärbungen durch Umwelteinflüsse wie Temperatur, Wetter, UV- Strahlung, Oxidation in allen Formen, also nicht nur Rost.
Und wenn man diese Patina entfernt, hat man zwar ein blitzsauberes Objekt (wie neu), gegebenenfalls aber auch eine Antiquität vernichtet.
Je nach Betrachtungsweise natürlich.
Gruß Senser

Iltis

Zitat von: urza am 03. Oktober 2007, 16:40:22
Meine theorie: Pitting kommt von Patini, und Patina ist die latainisch gebildete Mehrzahl von Patini, alos ist Patina mehrer Rostflecken. Aso Patina wird auch als Edelrost bezeichnet, und ist meiner Meinung nach der gebraeuchlichere Begriff, als pitting.

Nein Urza, Pitting kommt aus dem Englischen, Pit=Loch oder Grube (allerdings habe ich mir sagen lassen, das man im Ruhrpott zu "Zeche" auch "Pitt" oder "Pütt" sagt).

@ Senser: ich habe auch an Buddels "Dreck" gedacht, war mir aber nicht sicher, ob du ihn zustimmen wurdest. Merke aber auch, das die Meinungen weiter auseinandergehen können als ich dachte - ich würde auch alle Ablagerungen von die Klinge entfernen, und wenn es nötig ist, Verfärbungen wegzupolieren wärend man Oxidationsflächen abscheift/poliert um ein weiteres verschlechterung der Zustand des Messers zu bremsen, nehme ich das im Kauf. Allerdings, habe ich 2 Messer mit schlecht erhaltenen Goldätzung (ein Wostenholm und ein Hamburg Ring) wo ich zu günsten der Gold die Kilngen etwas "dreckiger" gelassen.
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

urza

wenn pit Loch heist, heist pitting loechern, oder was vergleichbares. Damit ist pitting mir ein unbekanter begriff und ich benutze nur Patina fuer Edelrost. Gold und Silber setzen im uebrigen auch Patina an.

Die Problematik mit dreckigen Messern des Goldes wegen kenn ich, handhabe ich auch so, Lieber Dreck und Gold, also garnichts ;).
,,Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie allgemeines Gesetz werde."

    – Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 421 [Reclam S. 68]

matjes

#5
Auszug aus dict.leo.org:

   pitting                  das Anfressen   - Rost   
   pitting                  das Angreifen   - Rost   
   pitting [tech.]       die Grübchenbildung   
   pitting                  die Grübchenkorrosion
   pitting                  der Lochfraß   
   pitting [chem.]         die Narbenbildung   - Keramik   
   pitting [tech.]       die Narbigkeit   
   pitting                  der Rostfraß

suchts Euch was aus....

Gruß
Matjes

henning

#6
Hallo
Mit Pitting hat Iltis Recht. Das Wort existiert bei Bikern oder Mechanikern und bezeichnet kleinere, auch punktuelle  Ausbrüche im Material. Z.B. auf den Nocken der Nockenwelle. Es handelt sich hier immer um kleinere Abtragungen die eine Weiterverwendung nicht unbedingt unmöglich machen. es kommt auf den Umfang der Schäden an.
Auch daher verstehe ich nun unter Pitting kleinere, wohl Korrosionsbedingte Schäden auf der Klinge.
Hier zwei Beispiele. Das KRAUSS mit "Pitting" in der Hohlung, wobei es sich um leichten Rost gehandelt haben mag. Und das SAVOY mit starken Rostnarben bis an die Schneide, an der sonst so guten Klinge:

Und nochmal das KRAUSS:


urza

also, koennten wir festhalten. Patina ist die Korrision, aber nicht die zu Fe2O3 (Rot-Rost), und Pitting sind die spuren die bei der Entfernung von Patina verbleiben. Bei Rotem Rost ist die Matrial aushoehlung den Eisen nur 1/100 (glaub ich) so gross wie der daraus entstehende Rost (Volumen Verhaeltniss), oder anderst gesagt aus einem cm³ entstehen 100cm³ RotRost, daher sind die Patina von RotRost kaum zu sehen.
Hmm so habe ich das zumindest gehoert. Nach dem ich ein Tabellenbuch Konsultiert habe, finde ich dazu aber keine eindeutigen Hintergruende.
Wird evtl schon stimmen, evtl mal bei Wiki etwas nach lesen.
,,Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie allgemeines Gesetz werde."

    – Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 421 [Reclam S. 68]

henning

Naja. Patina ist so ein Sammelbegriff geworden. Nicht mehr so genau festzumachen. Im Umgangssprachlichen kann fast alles Patina ansetzen. In meinem erlernten Beruf als Bauschlosser, wurde sogar künstlich patiniert, indem man mit Silber/Goldbronze-Farbe über Schwarz lackierte Geländer etc. strich. Der Pinsel hatte dabei so wenig Bronzefarbe, daß er fast trocken war. das gab einen Effekt, als wäre der lack da angeschabt und Messing würde darunter hervorlugen. (Dazu ein Auszug aus Wikipedia: Patina (v. ital.: patina Firnis) ist eine durch Alterung oder durch künstliche Alterung entstandene Oberfläche (Struktur und Farbe). Eine Skulptur, die den Einflüssen des Wetters ausgesetzt ist, erhält durch die chemischen oder korrosiven Einflüsse eine einzigartige, oft sehr attraktive Oberfläche.
In der zeitgenössischen Kunst wird Patina oft zur Unterstreichung der künstlerischen Wirkung einer Skulptur herangezogen. Der Prozess nennt sich patinieren. Die Oberfläche wird oft mit einer Farbschicht oder Lasur (beispielsweise Farbpigment mit Wachs vermischt) überzogen und dann mit verschiedenen Techniken weiterbearbeitet (kratzen, bürsten, polieren, etc.). Tiefen werden meist mit einer dunkleren Farbgebung betont, während die Höhen durch eine helle Farbgebung hervorgehoben werden. Dadurch gewinnt eine Skulptur an Plastizität, die Oberfläche wirkt lebendiger.
Für die Herstellung der künstlichen Patina werden insbesondere folgende Materialien verwendet: Öllasur, Acryl, Wachs, Spirituslasur und Farbpigmente.)

Fast alles was sich im Laufe der Jahre auf Materialien ab- und ansetzt, wird möglicherweise Patina genannt. Was ist sie aber in unserem Fall, bei den Messern. ich denke Rost sollte Rost bleiben. Für hat Patina mit den grauen bis schwarzen Flecken zu tun, die manchmal auch rauh sind. Von daher stimme ich Urza zu.

Bengall Reynolds

Also nach meiner Leseweise der Ebay-Beschreibungen ist Patina die Tarnkappe des Alters, unter welcher sich so ziemlich alles verbergen kann.
ALLES, vor allem dann, wenn der Verkäufer keine Lust hat irgendwelche Mängel oder Schäden zu entdecken.

Ansonsten würde ich mit alles Patina bezeichnen, was darauf schliessen läßt, dass der Artikel schon einige Jahre alt ist aber im Gebrauch nicht einschränkt.

Pitting ist die hässlichste Fratze einer entfernten Patina.
On a long enough timeline, the survival rate for everyone drops to zero.

Honka

Mann muß wohl - wie so oft-unterscheiden, ob Patina als Therminus Technicus verwendet wird - oder umgangssprachlich.

Leider habe ich es auch schon oft erlebt, daß Dinge, die einfach nur verschlissen waren, als mit Patina geschmückt bezeichnet werden.

Abnutzung ist eben nicht patinieren...

In etwas wie auf dem Automarkt: Der Verkäufer preist sein Auto als Youngtimer mit Patina an, der Verkäufer sieht nur ein altes Auto, das nicht besonders gepflegt wurde...

matjes

Das liegt - wie so oft - alles im Auge des Betrachters. Der eine mag z.B. seine Rasiermesser mit Patina, der andere will sie lieber glattpoliert und möglichst jungfräulich aussehend. Wobei ich es schwierig finde, die Grenze zwischen normaler Patina und einfach nur Dreck zu definieren. Wie gesagt, liegt alles im Auge des Betrachters.

Gruß
Matjes

Honka

degustibus NON est disputandum, szs

Iltis

Zitat von: Bengall Reynolds am 04. Oktober 2007, 10:08:55

Ansonsten würde ich mit alles Patina bezeichnen, was darauf schliessen läßt, dass der Artikel schon einige Jahre alt ist aber im Gebrauch nicht einschränkt.

Pitting ist die hässlichste Fratze einer entfernten Patina.

So unterschiedlich sind die degustibi: Ich kann Pitting richtig ästhetisch bei manche sehr alte Messer finden. Ablagerungen als sogenannten Patina empfinde ich aber auch als "Dreck"

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Senser

Pitting würde ich immer als das bezeichnen, was es ist. "Rostnarben" Die werden auch nichts Besseres indem man sie in einer anderen Sprache benennt. Mit Dreck ist das schon was anderes. Gerade bei Rasiermessern sollte man da etwas sorgfältiger drüber nachdenken. Will man das Messer wieder benutzen, gibt es eigentlich keine Kompromisse. Der Dreck muß weg. Die verschiedenen Stähle laufen aber beispielsweise unterschiedlich an, und da bin ich mir nie sicher, ob es richtig ist, die Klingen immer so gut zu polieren, wie es nur geht. Gerade richtig alte Messer sehen nach einer solchen Polierorgie oft sehr seltsam aus.
Ist aber Geschmacksache.
Gruß Senser